Bereit zum Mord - bereit zum Tod
Das Schwert in der Kleidung verborgen, ist Gaius Mucius unversehrt ins Lager der Feinde gelangt und wollte den Koenig erreichen. Doch weil er jenen nicht kannte, ist ein Schreiber anstelle des Koenigs getoetet worden. Obwohl alle zitterten und grosser Aufruhr entstanden war, entkam C. Mucius dennoch nicht aus dem Lager. Nachdem er von Soldaten ergriffen worden war, ist er zu Prosenna, dem Koenig, gefuehrt worden.
Darauf sagte Mucius: "Ich bin ein roemischer Buerger. Sie nennen mich Gaius Mucius. Ich habe im Sinn gehabt, den Feind zu toeten, und bin nicht weniger zum Tod bereit als ich zum Morden war. Und ich bin nicht der einzige, der versucht, dich zu ermorden. Lang ist hinter mir die Reihe junger Maenner, die diesen Ruhm erstreben. Auch wenn viele Soldaten ueber dein Wohlergehen wachen, wird Tag und Nacht der Feind in deinem Haus sein. Diesen Krieg kuendigt dir die roemische Jugend an."
Wutentbrannt befahl der Koenig, dass jener zum Feuer gefuehrt werde: "Verrate mir die Gefaehrten der Verschwoerung, Roemer, sonst wirst du, von diesen Flammen ergriffen, sterben."
C. Mucius sagte: "Bei Herkules, der Koerper ist wertlos fuer jene, die grossen Ruhm erstreben." Dann legte er seine rechte Hand von selbst in die Flammen.
Lektion 37:
Ein Bauer wird Diktator
Die Senatoren fassten den Plan, Lucius Quinctius Cincinnatus zum Diktator zu machen. Denn jener mutige Mann war die einzige Hoffnung der Roemer.
L. Quinctius bestellte jenseits des Tibers einen Acker. Die Gesandten gingen zu ihm und sagten: „ Sei gegruesst, Cincinnatus! Lege die Toga an und hoere den Auftrag des Senats an!“ Cincinnatus befahl sofort seiner Ehefrau, die Toga zu bringen. Nachdem die Toga angelegt war, gruessten ihn die Gesandten als Diktator: „Wir sind zu dir gekommen, weil der Staat in grosser Gefahr ist. Wir werden alle zugrunde gehen, wenn du nicht nach Rom zurueckgehen und dem Staat beistehen wirst..“
Cincinnatus antwortete den Abgesandten: „Ich habe zwar schon vor vielen Jahren auf das Konsulat verzichtet. Dennoch werde ich nicht vor diesem Amt zurueckweichen und mit euch nach Rom weggehen.“
Damals fuerchteten die meisten Roemer den Quinctius. Denn sie glaubten, dass seine Herrschaft hart sein werde und dass der Mann das Mass ueberschreiten werde. Aber der Diktator ging zum Forum und riss das Volk mit einer scharfen Rede mit. Dann befahl er, dass die Maenner zu den Waffen griffen, und in der Tat waren alle zum Gefecht bereit.
In der Nacht ist die Schlacht begonnen worden; Sie haben bis zum Morgengrauen gekaempft. Zuletzt sind die Sabinerfeinde besiegt worden. Sie baten den Diktator: „Ist es uns erlaubt, zu gehen, nachdem wir die Waffen niedergelegt haben?“ Cincinnatus: „Es ist erlaubt. Aber es ist notwendig, dass ihr unter das Joch geht. Dann hat der Diktator die Feinde unters Joch geschickt.
Lektion 38:
Die wachsamen Gaense
Als die Roemer ihr Heil in der Flucht suchten, fuerchteten die Gallier selbst zunaechst einen Hinterhalt. Dann aber haben sie die Waffen der getoeteten Soldaten eingesammelt, wie es bei diesen Brauch war. Dann rueckten die Gallier, nachdem sie nirgendwo einen Feind bemerkten, auf die Stadt selbst vor. Die Roemer aber wurden von grosser Furcht ergriffen. Deshalb zogen sie sich mit Frau und Kindern in die Burg zurueck und versuchten von diesem Ort aus, sich selbst und die Ihren zu verteidigen.
Wenig spaeter ist die Burg selbst in grosser Gefahr. Denn in der Nacht steigen die Gallier unter groesstem Stillschweigen zum Capitol hinauf. Sie taeuschen nicht nur die Waechter, nicht einmal die Hunde wecken sie auf. Die Gaense aber taeuschen sie nicht, die den Roemern nicht einmal in hoechster Not als Nahrung dienten; denn die Gaense waren der Juno geweiht. Dadurch sind nicht nur die Gaense, sondern auch die Roemer selbst gerettet worden: Die Gaense haben naemlich geschrien und Markus Manlius, einen starken Mann, aus dem Schlaf aufgeweckt.
Derselbe hat, nachdem er zu den Waffen gegriffen hatte, auch die Uebrigen zu den Waffen gerufen. Waehrend die anderen zittern, toetet Manlius einen Gallier, der schon oben auf der Mauer stand; jener stiess, von der Mauer fallend, auch die naechststehenden Gallier hinab; schliesslich sind alle Feinde heruntergestuerzt. So wurden zur gleichen Zeit sowohl das Kapitol als auch Rom selbst gerettet.
Lektion 39:
Hannibals Hass auf die Roemer
Hamilcar, der Vater Hannibals, war Feldherr der Karthager. Derselbe wollte das grosse Heer nach Spanien hinbringen. Hannibal, ein Kind von neun Jahren, wollte nicht zu Hause bleiben, sondern fragte seinen Vater: „Warum willst du mich nicht mit dir fuehren? Auch ich will im Lager sein.“ Hamilcar antwortete: „Ich will zulassen, dass du mit mir bei dem Heer bist, wenn du mir dein Wort gibst.“
Dann fuehrte er den Jungen zum Altar heran, auf welchem er Opfer bringen wollte. Nachdem die uebrigen Soldaten entfernt worden waren, befahl der Vater, dass Hannibal den Altar beruehre und diese Worte spreche: „Ich schwoere, dass ich niemals ein Freund der Roemer sein werde.“ Diesen Worten fuegte Hannibal hinzu: „Ich will immer ein Feind des roemischen Volkes sein.“
Dann hat er mit dem Fuss in den Staub gestampft, womit er zeigte, dass die Karthager fuer alle Zeit Feinde der Roemer sein werden und hat geschrieen: „Dann erst wird der Krieg zwischen Karthago und Rom ein Ende haben, wenn eine von beiden zu Staub gemacht sein wird.“
Lektion 40:
Hannibals Siegeslauf
Hannibal hat als Feldherr alle Staemme Spaniens im Krieg unterworfen. Weil er wild und zu jeder Gefahr bereit war, eroberte er Sagunt, eine Buergerschaft, die den Roemern in Freundschaft verbunden war, mit Gewalt. Danach ueberquerte er unbesiegt die Pyrenaeen. Wohin auch immer ihn sein Weg fuehrte, er schlug, von irgendwelchen Goettern unterstuetzt, die Feinde und ging als Sieger vom Platz.
Dann hat er die Streitkraefte ueber die Alpen gefuehrt, welche niemand jemals mit einem Heer ueberquert hatte. Daraufhin hat er die Apenninen erstiegen, weil er nach Etrurien wollte. Spaeter hat er, als er mit dem Konsul C. Flaminius kaempfte, am Trasimenischen See viele Roemer getoetet; von dort aus ist er nach Apulien gekommen. Dort haben zwei Konsule Hannibal Widerstand geleistet. Hannibal aber hat in einer einzigen Schlacht, die bei Cannae geschlagen wurde, zwei roemische Heere in die Flucht geschlagen.
Auch jetzt noch unbesiegt, hat er das Heer nach Rom gefuehrt und in den Bergen, die nahe der Stadt waren, sein Lager aufgestellt. Trotzdem hat er die Stadt selbst nicht angegriffen und auch nicht Nutzen aus seinen Siegen gezogen. Sondern aus irgendeinem Grund, den wir nicht kennen, hat er das Lager abgebrochen und diese Gegend verlassen. Es ist bekannt, dass irgendwelche Karthager den widerstrebenden Hannibal nach Hause zurueckgerufen haben.
Nachdem Hannibal nach Afrika zurueckgegangen ist, hat er dort Krieg gegen Publius Scipio gefuehrt. Bei Zama hat er mit ihm gekaempft und ist endlich besiegt worden. Daraufhin hat er traurig irgend ein Boot erstiegen und ist nach Syrien zum Koenig Antiochus geflohen.
Lektion 41:
Kann eine „Kichererbse“ Karriere machen?
Ein echter Roemer erstrebte nichts so heftig wie Ru(h)m J und Ansehen.
Wie viele beruehmte Taten er ausfuehrte, so viele Ehren wurden diesem zuteil. Das Ansehen aber eines einzigen Mannes hat dessen ganze Familie beruehmt gemacht.
Aber es gab auch unbedeutende Familien, wie das Geschlecht der Tullier, aus dem Marcus Tullius Cicero stammte. Jener glaubte indessen, dass so viel an Begabung in ihm stecke wie in wenigen Buergern sonst. Oft dachte er bei sich: „Wie werde ich Amt und Lob erwerben?“ Deshalb schlug er eine politische Laufbahn ein und erstrebte so Grosses wie niemand aus seiner Familie bisher. Irgendwelche Freunde aber lachten ihn aus: „Die Leute werden sagen, du bist so beschaffen wie eine Kichererbse. Deinen Namen werden sie zum Gespoett machen. Also leg entweder deinen Namen ab oder aendere ihn!“
(Einem Vorfahren wurde naemlich jener Name gegeben, weil er auf der Nase eine Einkerbung hatte, die aussah wie eine Kichererbse).
Cicero antwortete ihnen: „Ihr gebt mir einen solchen Rat, wie er zu euch passt. Aber ich werde kein Leben im Schatten fuehren. Mit Sicherheit werde ich den Namen des Cicero einmal so beruehmt machen, wie es die Namen der vornehmen Familien sind.
Lektion 42:
Ein junger Politiker profiliert sich
Du begehst ein Unrecht, Chrysogonus, wenn du jetzt deine Hoffnung auf die Vernichtung von Sextus Roscius setzt. Wie gross ist deine Grausamkeit, wenn jener junge Mann dir seinen ganzen Besitz, ausser seinem Leben, uebergeben musste! Auch Dieben nuetzt vor allen Dingen diejenige Beute, die sie ohne Blutvergiessen rauben koennen.
Du weisst, dass dieser nichts hat, nichts wagt, nichts kann. Was ist ihm gelassen worden? Nichts ausser schlechten Kleidern. Trotzdem rufst du diesen Ungluecklichen vor Gericht und bereitest seine Vernichtung vor. Was hat dich zu so grosser Wut veranlasst? Kannst du es etwa nicht ertragen, dass dieser bekleidet dasteht, den du nackt aus dem vaeterlichen Erbe vertrieben hast?
Warum seid ihr, die Richter, Sextus Roscius nicht zu Hilfe gekommen, als so grosses Unrecht gemacht wurde? Ihr koennt ihm helfen, ihr muesst ihm nuetzen. Eine Hoffnung des Sextus Roscius ist auf eure Macht und Guete gesetzt. Wem ist die Grausamkeit des Chrysogonus jemals von Nutzen gewesen? Welche Schandtaten haben seine Kameraden sich nicht ausgedacht? Wenn auch ihr grausam seid, werden wir eher zwischen wilden Tieren leben koennen als in dieser Republik.
Die Roemer pflegen auch die besiegten Feinde zu verschonen; auf diese Weise waren sie der Republik oft von Nutzen. Daher, bei den unsterblichen Goettern, beseitigt die Grausamkeit aus der Buergerschaft! Verschont, Richter, diesen Sextus Roscius! Er hat nicht einmal ein einziges Verbrechen begangen.“
Lektion 43:
Auf der Hoehe der Macht
Als die Rede vom Konsul gehalten worden war, sprach als erster der gewaehlte Konsul Silanus: „Wir muessen“, sagte er, „die Todesstrafe an diesen unverschaemten Maennern vollstrecken. Nun ist es die Aufgabe des Konsuls, das zu tun, was dem roemischen Volk von Nutzen ist.“
Weil diese Meinung von vielen gebilligt worden war, sagte Caesar: „Was wird zum Wohl der Republik sein? Es ist typisch fuer einen Weisen, gut ueber diese Sache nachzudenken. Gewiss bin ich dafuer, dass diese Maenner im Gefaengnis gehalten werden, dass ihr Geld beschlagnahmt wird.“
Dann stimmte Cicero teils mit Silanus, teils mit Caesar in dieser zweifelhaften Sache ueberein. Doch Cato schrie, von Zorn entflammt: „Die Meinung Caesars wird uns zum grossen Schaden sein. Solange Catilina lebt, werden wir nicht sicher sein. Auch seine Freunde sind des Todes wuerdig.“
Cicero aber fuehrte, als der Senat entlassen war, Lentulus aus dem Palatin, wo er in Haft war. Dann hat er befohlen, dass er in der Anwesenheit vieler Buerger durch die heilige Strasse zum Staatsgefaengnis abgefuehrt werde. Dort uebergab er ihn dem Henker. Nachdem auch die anderen getoetet worden waren, sagte Cicero mit lauter Stimme: „Sie haben gelebt.“ Die Buerger aber freuten sich und riefen: „Auf Ciceros Veranlassung hin ist die Republik wieder hergestellt worden. Sei gegruesst, Vater des Vaterlandes.“
Lektion 44:
Tiefer Sturz
Cicero gruesst Atticus.
Zu deinem Brief schreibe ich: mich schmerzt der Neid der Feinde, aber den Verstand habe ich bis jetzt noch nicht verloren. Aus der Stadt waere ich nicht weggegangen, wenn nicht sogar du mir zur Flucht geraten haettest. Wenn Freunde mir andere Ratschlaege gegeben haetten, waere ich zu Hause geblieben. Freilich in grossem Schmerz habe ich die Meinen zurueckgelassen. Wenn es mir erlaubt waere, diese zu sehen, wuerde ich sicher von ausserordentlich grosser Freude ueberwaeltigt. Nun werde ich von allen Botschaften beunruhigt und von dem Unglueck bedrueckt.
Du hast Cato zu Recht entschuldigt. Obwohl er mir nicht beistand, bei den Plaenen der schlechten Maenner war er wohl nicht dabei. Die Antwort des Pompeius hat mich erschreckt und ich waere verzweifelt, wenn du mir nicht beigestanden und zur Hilfe gekommen waerst. Nur du hast das machen koennen. Wie blind ich war, blind und um den Verstand gebracht! Wenn ich nicht so blind gewesen waere, haette ich das Volk nicht angefleht und angerufen. was aber hat das Volk zu dieser Zeit vermocht?
Doch dir das zu sagen ist dumm. Sicher wuerde meine Hoffnung auf Freunden ruhen, wenn meine Feinde jetzt nicht so grossen Einfluss haetten. Clodius hat ein Gesetz am Tuerpfosten der Kyrie angeheftet, welches verbietet, sich noch mal mit mir zu beschaeftigen.
An deinem Glauben haette ich auch gezweifelt, wenn du mir nicht durchs ganze Leben die Treue gehalten haettest. Mit diesem Brief klage ich nicht dich, sondern mich an.
Lektion 45:
Was ist das - ein Philosoph
Leon: „Ich bitte dich, dass du mir deine Weisheit zeigst. Denn viele sagen, du seiest weise. Was ist die Einsicht deines Lebens? Welche Kunst hast du?“
Pythagoras: „Ich bringe die Menschen nicht dazu, dass sie mich weise nennen. Und ich kenne nicht irgendeine Kunst, sondern bin ein Philosoph.“
Leon: „Ich bitte, dass dieses Wort, das mir unbekannt ist, von dir erklaert wird. Was fuer Menschen sind Philosophen? Was fuer ein Unterschied besteht zwischen diesen und den uebrigen Menschen?“
Pythagoras: „Das Leben der Menschen aehnelt den Festspielen der Griechen. Denn bei den Spielen streben die Einen danach, sich Anstrengungen zu unterziehen und durch koerperliche Kraft Lob einzuheimsen, die Anderen moechten erreichen, dass ihr Reichtum auf dem Forum vergroessert wird. Viele kommen folglich zu Spielen zusammen. Aber wenige geben sich Muehe, dass sie alles, was dort gemacht wird, sehen und erkennen.
So wie die Griechen zu den Spielen zusammenlaufen, so zeigen sich die Menschen im Leben: sehr viele sorgen sich, damit sie ruhmreich und wohlhabend werden. Ich fuerchte, dass diese Sklaven des Ruhmes und des Geldes sind, aber dass sie keine Weisheit haben. Wenige, weil sie um die Weisheit bemueht sind, werden wirklich Philosophen genannt. Diese lassen sich nicht einmal durch Muehen abschrecken, die Natur der Dinge durchschauen zu wollen. So liegt einzig die Beobachtung der Dinge den Philosophen am Herzen.“
Lektion 46:
Trost fuer einen Trauernden
Lucius Lucceius gruesst Markus Tullius
Ich weiss nicht, warum du bis jetzt nicht nach Rom gekommen bist. Wenn du von der Einsamkeit erfreut wirst, wenn du suchst, was die griechischen Schriftsteller ueber Trost gesagt haben, wenn du selbst solche Dinge schreibst, dann freue ich mich und tadle deinen Beschluss nicht. Ich habe dich von hier traurig weggehen sehen. Gib dich nicht zu sehr den Traenen und der Trauer hin! Ich weiss von wie grossem Schmerz du nun erfuellt bist. Doch durch deine Klagen machst du keine Fortschritte. Daher komm in unsere Gemeinschaft zurueck! Es gibt keinen Grund, warum du nicht auf diese Weise den Schmerz linderst.
Markus Tullius gruesst Lucius Lucceius
All deine Liebe ist in diesen Briefen, welche ich von dir erhalten habe. Zu Recht vermutest du, welche Heilmittel gegen so grosse Wunden von mir gesucht worden sind. Denn vieles, was ueber Trauer geschrieben worden ist, habe ich gelesen. Ich moechte in Erfahrung bringen, welche Ratschlaege der Philosophen mir entgangen sind. Bald wirst du wissen, was ich selbst ueber Trost geschrieben habe: denn ich werde dir mein troestendes Buch schicken. Doch der Schmerz siegt ueber jedenTrost. Ich weiss nicht, wo es fuer mich einen Zufluchtsort gibt. Du weisst, wie viele Schmerzen mir die Menschen, das Forum und die Kurie zugefuegt haben. Auch du bleibe nicht in Rom. Wenn du kannst, komm zu mir!
Lektion 47:
Caesar greift nach der Macht
Caesar fuehrte gegen die Gallier Krieg, damit er ganz Gallien beherrschte. Auch mit den Germanen kaempfte er, weil sie den Rhein ueberquert hatten und den Galliern halfen. Er baute eine Bruecke ueber den Rhein und griff die Germanen in ihrem Gebiet an, damit sie nicht immer wieder nach Gallien kommen sollten. Mit soviel Kuehnheit fuehrte er Schlachten, dass er den Germanen grosse Verluste zufuegte. Er fiel auch nach Britannien ein, um von den Besiegten Geld und Geiseln zu verlangen. Bei Suetonius lesen wir, dass Caesar von solcher Tapferkeit war, dass er alle Menschen uebertraf. Wenn seine Soldaten eine Niederlage erlitten hatten, trat Caesar ihnen oft allein entgegen, damit sie nicht fliehen konnten. So hat er jene gegen die Feinde gewandt und von der Flucht abgehalten. Die Freunde behandelte er mit so grosser Menschlichkeit, damit er von jenen nicht verlassen, sondern immer geschaetzt wurde. Viele Menschen beleidigte er trotzdem so, dass er bei diesen verhasst war. Deshalb glaubten einige Roemer, dass er mit Recht getoetet worden ist. Er war naemlich von solcher Arroganz, dass er das Vaterland und die Gesetze vernachlaessigte und manchmal sagte, dass die Republik nichts sei als ein Wort ohne Substanz oder Gesicht.
Lektion 48:
Caesar verzeiht seinen Gegnern
Als Corfinium erobert ist, befiehlt Caesar, dass alle Senatoren, die Tribunen des Militaers und die roemischen Reiter zu ihm gefuehrt werden sollten. All diese haelt er davon ab, die Soldaten zu beleidigen. Diese Worte spricht er zu ihnen: „Warum dankt ihr mir nicht fuer so viele Wohltaten, die ich euch erwiesen habe?“ Trotzdem schickt er alle unversehrt weg.
Bei den pompeianischen Soldaten, welche Corfinium verteidigten, hielt er diese Rede: „Obwohl ihr mir eine Niederlage zufuegen wolltet, will ich euch trotzdem nicht bestrafen. Pompeius aber hat euch zurueck und im Stich gelassen. Nun hat er nichts anderes im Sinn als die Flucht. Euch kann er keine Hilfe mehr bringen.“ Dann befahl er, dass die Soldaten ihm einen Treueeid schwoeren sollten. Das Geld, welches ihm von dem corfinianischen Magistraten herbeigebracht worden war, nahm er nicht entgegen; er befahl, dass dieses eingesammelte Geld den Corfiniern zurueckgebracht werde. So zog er nicht nur Menschlichkeit dem Stolz vor, sondern auch die Selbstbeherrschung der Habsucht.
Am Ende beauftragte er irgendeinen Boten, Pompeius dieses zu melden: „Es gehoert sich, dass wir ueber Friedensbedingungen verhandeln und die Eintracht wiederherstellen, damit die Republik gerettet wird.
Lektion 49:
Die Rache des Augustus
Oktavian fuehrte fuenf Buergerkriege; den Anfang und die Ursache aller Kriege nahm er von hier aus: Er wollte den Mord an seinem Onkel raechen. Gegen die Gegner uebte er grosse Ueberheblichkeit in jeder Art aus, er zog die Grausamkeit der Milde vor: Den Kopf des Brutus, der im Kampf besiegt worden war, ist von Oktavian nach Rom geschickt worden, damit er unter der Statue Caesars gelegt werde.
Als die Gegner besiegt worden waren, zeigte er sich gegen Menschen jedes Geschlechts und Alters grausam. Nicht einmal die adligen Gefangenen hat er verschont: Es ist ueberliefert worden, dass er irgendeinem Mann, der ein Begraebnis verlangte, geantwortet habe, dass er jenes den Geiern ueberlassen solle. Als die Stadt Perusia eingenommen worden war, hat er gerade die Besten mit der Hinrichtung bestraft. Den Einwohnern, die um Gnade baten antwortete er: „Es ist notwendig, dass ihr sterbt.“. Schreiber ueberliefern, dass 300 Maenner beim Altar des goettlichen Julius an den Iden des Maerz geopfert wurden.
Antonius, der in der Schlacht bei Actium besiegt worden war, fuehrte er her, damit er sich selbst toetete.
Auch Caesarion, den Sohn Cleopatras, liess er hinrichten, um den Namen der Koenigin der Aegypter aus der Geschichte zu loeschen. Dass Cleopatra dieses Kind von Caesar empfangen habe, bestaetigten viele.
Lektion 50:
Augustus - ein Friedenskaiser
Als die Schlacht bei Actium geschlagen war, hat Oktavian sich darum bemueht, dass die Erinnerung an seinen Sieg verewigt werde; deshalb hat er die Stadt Nicepolis, was „Die Stadt der Siege“ bedeutet, erbaut und beschlossen, dass dort Spiele abgehalten wuerden. Dies ist so geschehen, damit die Groesse seines Sieges nicht aus dem Gedaechtnis der Roemer ausgeloescht werden koennte.
Doch Octavian wollte weder das Gebiet des Reichs noch den Ruhm des Krieges ausweiten. Gegen kein Volk wurde, ohne gerechte Gruende, Krieg gefuehrt. Varus freilich, ein Feldherr der Roemer, der in Germanien kaempfte, hat eine schwere Niederlage erlitten. Von dort ist ein grosser Tumult in Rom entstanden.
Als Augustus von dieser Niederlage erfuhr, war er so aufgewuehlt, dass er ueber viele Tage hinweg, den Bart und die Haare wachsen liess und immer wieder rief: „Varus, Varus! Gib mir meine Legionen zurueck!“
Augustus war es ein grosses Anliegen, Aufstaende und Kriege ueberall zu beenden. Tatsaechlich gelang es ihm, dass er auf der ganzen Welt Frieden und Einigkeit zurueckbrachte und ueber viele Jahre bewahrte. Unter seiner Fuehrung geschah es. dass vieles, was dem Heil der Buerger entgegenstand, aus dem Weg geraeumt und Rom quasi wieder neu erbaut wurde. So ist er zum Urheber der besten Verfassung des Staates geworden. Trotzdem stellte er die freie Republik nicht wieder her.
Lektion 51:
Latein gehoert zur Bildung
Karl war ein geschickter Redner und konnte auch alles wortreich ausdruecken; denn er verwendete viel Zeit aufs Lesen und Lernen. Auch war er nicht mit der Muttersprache zufrieden und strebte danach, auch fremde Sprachen zu lernen. Die lateinische Sprache hat er so gelernt, dass er sowohl auf lateinisch betete als auch lateinische Gespraeche fuehrte.
Damit er selbst seine Kinder zum richtigen Leben erzog, ass er niemals ohne sie, keine Gelegenheit liess er aus, sie in den freien Wissenschaften zu unterrichten. Weil er in vielen Schriften, die er aus den Kloestern empfangen hatte, eine ungebildete Sprache erkannte, traf er den Entschluss, einen Brief an die Aebte zu schicken; folgendes hat er geschrieben:
„Was fromme Schreiber sagen wollen, das koennen sie, wegen der Vernachlaessigung des Lernens, nicht in Worte fassen. Deshalb fuerchte ich, dass die Wortfehler auch den Geheimnissen der heiligen Buecher gefaehrlich werden koennten; ihr muesst folglich, indem ihr geeignete Lehrer auswaehlt, die Bildung vergroessern. Solche Maenner sollt ihr fuer diese Arbeit auswaehlen, die sowohl den Willen zum Lernen haben als auch den Wunsch, andere zu unterrichten.
Lektion 52:
Wie lernen Schueler Anstand?
Paed: Ich glaube, dass du nicht bei Hofe, sondern im Schafstall geboren bist, so sehr bist du von baeuerlicher Sitte. Lasst uns also anstaendige Sitten pflegen. Sooft du mit irgendeinem anderen ein Gespraech fuehrst, dem du Ehre schuldest, sollst du aufstehen und am Platz stehen bleiben. Nimm den Hut ab! Deine Miene soll weder traurig noch unverschaemt sein, sondern heiter und bescheiden. Die Augen sollst du auf jenen richten, mit dem du redest! Auch deine Kleider und das ganze Aussehen des Koerpers soll edle Bescheidenheit zeigen! Du sollst nicht von alleine soviel und unpassendes sagen, sondern mit wenigen Worten antworten und den Titel hinzufuegen! Und du sollst jedes Mal, wenn du antwortest, das Knie beugen!
Nun gib uns aber eine Probe dieser Sache! Wie lange warst du vom Elternhaus weg?
Puer: Schon fast sechs Monate.
Paed: Ach haettest du doch nur aufgepasst! Fuege hinzu: mein Herr!
Puer: Schon fast sechs Monate, mein Herr!
Paed: Willst du sie nicht besuchen?
Puer: Ich will es, mein Herr, wenn du es erlaubst.
Paed: Wenn du doch nur jetzt auch dein Knie beugen wuerdest! Du sollst das nicht vernachlaessigen! Aber es ist genug. Lasst uns wieder an die Buecher gehen!
Lektion 53:
So bekommen wir schulfrei
Nic: Schon lange laden der Geist und der Himmel zum Spielen ein.
Hier: Das duerfte wohl keiner leugnen, doch der Lehrer laedt nicht ein.
Coc: Was sollen wir nun tun?
Nic: Schicken wir irgendeinen Abgesandten zum Lehrer!
Hier: Kaum jemand koennte es wohl erreichen, dass er uns erlaubt zu spielen, denn eher entreisst du aus der Hand des Herkules die Keule, als von jenem die Erlaubnis zu spielen. Dass er einst auch ein Kind war, uebergeht er mit Schweigen.
Coc: Trotzdem werde ich die Gesandtschaft auf mich nehmen und um Erlaubnis fragen!
[Cocles geht zum Lehrer]
Coc: Hallo bester Lehrer!
Paed: Hinterhaeltige Freundlichkeit! Was will der Nichtsnutz fuer sich?
Coc: Die ganze Schar deiner Schueler bittet heute um die Erlaubnis zu spielen; morgen wiederum werden wir uns bemuehen, zu arbeiten.
Paed: Wer von euch verspricht, dass das sicher sein wird? Ihr seid immer begierig zu spielen.
Coc: Ich verspreche es, bei der Gefahr fuer meinen Kopf.(besser, aber freier: selbst wenn es meinen Kopf kosten sollte)
Paed: Wohl eher bei der Gefahr fuer deinen Hintern. Also geht, um zu spielen, aus der Schule, ihr Schueler.
[Cocles geht froehlich zurueck]
Coc: Ich habe es, wenn auch mit Muehe, durchgesetzt.
Hier: Oh du Schlaukopf! Preisen wir dein Genie! Doch was hast du ihm versprochen?
Coc: Morgen muessen wir uns bemuehen, den Lehrer mit groesstem Eifer zu erfreuen. Nichts anderes ist mir eingefallen.
Nic: Oh du Elender!
Lektion 54:
Die Schule besuchen - sinnvoll oder nicht?
Der Lehrer Aristides sagt: Ich meine dasselbe, was Quintitlan in seinem Buch dargelegt hat: die Menschen merken sich im Kindesalter am meisten. Deshalb sollen Kinder, wenn sie ernsthaft angefangen haben zu lernen, in die Schule geschickt werden; Sie sollen zu einem von diesen Lehrern, die sich beim Unterrichten der Kinder auf dem Marktplatz Muehe geben, hingehen. Der Senator Marcus Claudius sagt: Ich allerdings stimme dieser Theorie nicht zu und will, dass die Kinder zu Hause unterrichtet werden. Denn ein Lehrer kann sich beim Unterrichten mehrerer Schueler nicht jedem einzelnen widmen. Ausserdem fuerchte ich, dass die Sitten der Jungen durch das Annehmen von Fehlern verdorben werden. Es ist ueberliefert, dass auch unsere Vorfahren Kinder zu Hause unterrichteten. Der Redner Quintus Curtius sagt: Aber wir wissen, dass auch zu Hause Sitten verdorben werden,wenn nicht Eltern fuer die guten Sitten sorgen. Manchmal auch schadet jener Hauslehrer, der den Kindern ein schlechtes Beispiel gibt; und die Bosheiten schlechter Diener nuetzen Kindern nicht. Der Lehrer Aristides sagt: Ich werde kurz darlegen, warum Quintitlan will, dass die Kinder fuer die Ausbildung zur Schule geschickt werden: Kinder sollen nicht nur in die Schule kommen, um ihr Wissen zu vergroessern, sondern auch, um Gemeinschaftssinn zu erlernen und feste Freundschaften zu schliessen! Fuege hinzu, dass die Rivalitaet unter den Schuelern die Geister anstachelt. Weil ein Junge es fuer schaendlich haelt, von einem anderen uebertroffen zu werden, wird er sich mehr Muehe beim Lernen geben, um eine solche Schande zu vermeiden.
Lektion 55:
So sollten Lehrer sein
Ein Lehrer, der Geschick im Unterrichten hat, sollte zuerst die Begabungen derjenigen herausfinden, die er zu unterrichten hat. Er soll sorgfaeltig mit sich abwaegen, auf welche Art das Gemuet jedes Einzelnen zu behandeln ist.: Die einen muessen immer ermahnt werden, die anderen ertragen ungern Befehle; die Angst vor dem Lehrer baendigt die einen, die anderen zerbricht sie. Wuenschenswert ist aber, dass Lob den Jungen anstachelt und Ehre ihn erfreut. Der Lehrer selbst soll weder das, was zu verbessern ist, verhehlen noch soll er boeswillig sein, wenn er Worte der Schueler tadeln muss! Er soll die Stimmen der Jungen weder unterdruecken noch zurueckweisen! Er soll Kindern, die Fragen stellen, gerne antworten, und solche, die nicht fragen, soll er von selbst aufrufen. Auch muss der Lehrer darauf achten, dass an ein und demselben Tag verschiedene Dinge von den Jungen aufgenommen werden koennen; allein schon die Abwechslung wirkt belebend auf die Gemueter. Gewiss muessen die Eltern sehr dafuer Sorge tragen, dass die Jungen einem geeigneten Lehrer zur Unterweisung uebergeben werden; die Lehrer muessen nicht nur das Wissen der Jungen mehren, sondern auch die Sitten pflegen. Die Schueler muessen allerdings ermahnt werden, die Lehrer zu schaetzen und danach zu streben, ihnen aehnlich zu werden. Spaeter moegen sie verstehen, dass sie die Worte der Lehrenden in sich bewahren muessen! Sie muessen ihr Gedaechtnis immer ueben, damit es nicht geschwaecht wird.
Lektion 56:
Neueste Nachrichten von den alten Germanen
Schon in alten Zeiten haben ziemlich viele Geschichtsschreiber die Taten der Roemer ueberliefert. Keiner aber war beruehmter als Gaius Julius Caesar und Publius Cornelius Tacitus. Bei ihnen lesen wir, dass die meisten Germanen die gleiche Lebensweise hatten wie die Roemer, aber in vielen Dingen unterschieden sie sich auch von ihnen: Der groessere Teil ihrer Nahrung bestand aus Landobst, Milch, Fleisch; sie zuechteten verschiedene Vieh-Arten, die kleiner waren als die roemischen. Die Maenner waren oft auf der Jagd. Aus diesem Grund wurden die Kraefte so gefoerdert, dass die Germanen staerkere und groessere Koerper hatten als die Menschen von anderen Voelkern. Vor allem diejenigen Roemer, die weder Unter- noch Obergermanien gekannt hatten, wurden von groesster Furcht vor den Germanen ergriffen; denn die Gallier, die oft mit diesen zusammentrafen, priesen diese Menschen als aeusserst tapfer und in Kriegen als sehr siegeswillig. Ein roemischer Kaufmann, der mehr und laengere Reisen als andere in die inneren Gebiete Germaniens gemacht hatte, erzaehlte Cornelius Tacitus, dass die Germanen blondes oder roetliches Haar und blaue Augen haben. Ja, er versicherte sogar, dass sehr viele Maedchen schoener als die roemischen seien!
Lektion 57:
Kalt ist’s in Germanien
Weil nun die Germanen Gegenden bewohnten, die nach Norden gerichtet waren, wurden sie mit Kleidern bedeckt, die fuer sehr kalte Orte im hoechsten Grad geeignet waren. Das Kleidungsstueck, das allen gemeinsam war, war ein gewisser Mantel, fuer die Reicheren ein besserer, fuer die Aermeren ein schlechterer. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Aermsten mit den schlechtesten Kleidern angezogen waren. Diejenigen, die in weiter entfernten Gegenden (das ist jenseits des Rheins oder der Donau) wohnten, waren auch mit den Fellen von wilden Tieren bekleidet. Das war fuer sie notwendiger als fuer jene, welche diesseitige Orte besiedelten. Fuer Maenner und Frauen gab es die gleiche Kleidung; gewisse Frauen aber wurden mit Maenteln aus Leinen verhuellt, deren aeussere Teile mit Purpur geschmueckt waren. Cornelius Tacitus ueberliefert in einem Buch, das von den Sitten der Germanen handelt, dass die Soehne und Toechter der Geringen mit den Vornehmsten zwischen den gleichen Viehherden und auf dem gleichen Boden gespielt haben, solange bis das Alter die Freigeborenen von den Sklaven, die Hoeheren von den Niedrigeren trennte.
Lektion 58:
Toga und Kapuzenmantel
Auf der Reise, die wir durch die Zeitalter machen, gelangt unser Omnibus nach Mainz, in die Hauptstadt des oberen Germaniens und haelt in der Naehe des Marktplatzes jener Stadt an. Wir schreiben das Jahr 110 nach Christus. Waehrend wir zu Fuss durch die Strassen gehen, hoeren wir den Laerm der Handwerker, das Geschrei der Verkaeufer und Kaeufer, bisweilen das Geklaeff von Hunden. Denn auf dem Marktplatz sind zu dieser Zeit zahlreiche Buerger. Ein gewisser Rinoldus, ein Textilkaufmann, steht wie auf Kaeufer wartend vor seinem Laden. Auf der Stelle geht Felix, unser Reisebegleiter, auf ihn zu und sagt auf Lateinisch: " Sei gegruesst, mein Herr.! Was machst du? Und wie laufen deine Geschaefte?" Rinoldus gruesst auf Lateinisch zurueck: "Sehr gut! Danke der Nachfrage!" Und hoeflich faehrt er fort: "Die Geschaefte waren nie besser." Wir kommen bald darauf zu ihm, begierig, alles zu hoeren. " Ich stamme aus dem Volk der Chatter", sagt Rinoldus, " und nachdem ich 20 Jahre Kriegsdienst im roemischen Heer geleistet habe, habe ich 12000 Sesterzen erhalten. Mit diesem Geld habe ich kurz darauf diesen Laden eroeffnet." Daraufhin fragt Felix: "Ist denn der Krieg beendet worden?" "Ja, so ist es. Die Germanen und Gallier leben jetzt in Frieden mit den Roemern. Allen Kindern ist die Moeglichkeit gegeben worden, die lateinische Sprache zu lernen. Unsere Haeuser sind nach roemischen Vorbildern erbaut worden, wie meins, das mit Fussbodenheizung und Badezimmer ausgestattet ist. Da meint Felix: " Wie ist der Gottesdienst?" Jener: " Was die Religion anbetrifft", sagt er, "so unterscheiden sich die Roemer in nichts von uns. Aber obwohl ich Germane bin, verehre ich besonders den Mercurius, weil er der Schutzherr der Kaufleute ist. Ich habe eine kleine Statue von ihm - die uebrigens von aussergewoehnlicher Schoenheit ist - auf den Altar neben die Hausgoetter gestellt." Felix: " Und wo", fragt er, " findest du den Stoff?" Dazu bemerkt Rinoldus: " Die Wolle, die ich unter grossem Aufwand aus dem diesseitigen Gallien importiere, wird hier gewebt. Aber die Stoffmuster werden in Rom gemacht. Auf diese Weise kann ich den Kaeufern immer die neuesten Dinge anbieten. Viele Roemer und Germanen, sowohl Frauen als auch Maenner, schaetzen meine Ware sehr." Felix fragt: " Welche Dinge verkaufen sich am besten?" Jener antwortet ihm: " Wisst ihr nicht, dass viele roemischen Veteranen an diesen Orten germanische junge Frauen kennengelernt und geheiratet haben? Diese Roemer, die sich allmaehlich an das germanische Klima gewoehnt haben, das heilsam aber kaelter als das italienische ist, fuehren nun im oberen Germanien ein angenehmes Leben. Wir werden im Winter viele Tage lang von so kaltem Wetter heimgesucht, dass die Menschen dickere Kleidungsstuecke als Togas tragen wollen. Deswegen biete ich in meinem Laden eine grosse Zahl von Maenteln mit Kapuzen, von denen manche von hoechster Eleganz, andere wiederum einfacher gemacht sind. Wollt ihr nicht eintreten und euch umschauen?"
Lektion 59:
Der Sprung in den Kanal
Caesar hat eine Legion in Gallien zurueckgelassen, damit er die Kuesten und Haefen schuetzen konnte. Sobald er ein Wetter bekommen hat, das zum Segeln geeignet war, ist er mit den uebrigen Truppen nach Britannien gefahren. Am folgenden Tag kam Britannien in das Blickfeld der Roemer. Wie Caesar geargwoehnt hatte, hatten die Britannier an hoehergelegenen Orten in der Naehe des Meeresufers bewaffnete Truppen aufgestellt. Als die Roemer eine offene und flache Kueste gefunden hatten, sind sie an diesem Ort gelandet. Die Britannier aber, nachdem sie den Plan der Roemer durchschaut hatten, versuchten sie daran zu hindern, die Schiffe zu verlassen. Als Caesar seine Soldaten zoegern sah, hat er sie mit lauter Stimme ermuntert. Endlich hat ein Traeger des Adlers der zehnten Legion geschrieen, nachdem er die Goetter angerufen hatte: „Springt herab, Kameraden, wenn ihr den Adler nicht an die Feinde verraten wollt!“ Nach diesen Worten stuerzte er sich aus dem Schiff und begann, den Adler zu den Feinden zu tragen. Weil sie die Schande nicht zulassen wollten, haben sich auch die Soldaten gegenseitig ermuntert, dass sie saemtlich aus den Schiffen hinabsprangen und dem Adler folgten.
Lektion 60:
Eine mutige Frau bekaempft die Roemer
Als der Statthalter Suetonius einst auf der Insel Anglesey weilte, nutzten mehrere roemische Soldaten diese Gelegenheit: Sie drangen in das Gebiet der Icener ein und brachten ihre Haeuser in ihre Gewalt. Zu dieser Zeit war Boudicca die Koenigin der Icener. Da sich viele Menschen darueber beklagten, dass ihnen von den Roemern Unrecht zugefuegt worden sei, wiegelte die Koenigin ihr Volk so auf: „Raechen wir uns an den Roemern fuer jene Untaten! Greifen wir die Veteranen an, die in der Stadt Camulodunum leben.“ Sie meinte, dass dies eine leichte Sache sei, da jene Veteranen keinen Hinterhalt ahnten. Quasi mitten im Frieden, sind die Ahnungslosen von einer Menge von Barbaren umzingelt worden. Als diese Rebellion gemeldet worden war, wollte der Statthalter Suetonius den Veteranen helfen. Er zoegerte nicht, und reiste von der Insel Anglesey mit seiner Legion ab und kam in Eilmaerschen zu den Seinen. Aus Furcht vor einem feindlichen Hinterhalt, waehlte er mit grosser Sorgfalt einen Platz fuer das Lager aus. Durch die Ankunft der Roemer sind die Britannier nicht erschreckt worden, sondern sie freuten sich. Sie hatten naemlich eine solche Siegesgewissheit, dass die Ehefrauen, Siegeszeuginnen gleich, die in die Schlacht ziehenden Maenner begleiteten. Kaum hatte Suetonius die Schlachtordnung aufgestellt, da erstarb das gellende Kriegsgeschrei, als Boudicca mit einem Wagen zu dem Feld fuhr, das nahe dem roemischen Lager gelegen war. Alle Britannier folgten der Koenigin mit grosser Geschwindigkeit. Als dieser Angriff gemacht worden war, ermahnte der roemische Feldherr seine Soldaten: „Ich hoffe, dass ihr heute eure Aufgaben gut erfuellen werdet. Zoegert nicht! Folgt mir!“ Als er diese Worte gesprochen hatte, trieb er sein Pferd an und rueckte zu den Feinden vor.
Lektion 61:
Der Kaiser sichert die Grenzen des Reiches
Die roemischen Fuehrer errangen (besser: ernteten) in Britannien grosses Lob. Sie hatten mehrere Kolonien, vor allem fuer die Veteranen, gegruendet, wie zum Beispiel London und Colchester. Diese Stadt hatten die Britannier unter der Revolution Boudiccas angegriffen, wie wir oben gezeigt haben. Viele Wege und Kanaele gaben den Einwohnern die Moeglichkeit, mit Pferden oder Schiffen befoerdert zu werden. Ausserdem fanden die Roemer ueberall beim Umherziehen viele Plaetze, an denen nicht nur Eisen und Blei, sondern auch Silber und Gold vorkamen. Kaiser Hadrian glaubte, dass diese Regionen, die nach Norden gelegen waren, vor den Barbaren nicht sicher waren. Jener alte Damm naemlich, der vor vielen Jahren errichtet worden war, galt als nicht sicher genug, um die Grenzen zu schuetzen. Deshalb befahl er, dass der Grenzwall durch eine hohe Mauer befestigt werden solle. Er wollte, dass mit dieser Mauer und vielen Posten die Barbaren vom Ueberschreiten der Grenzen abgehalten wuerden. Und so ist es gemacht worden. Innerhalb von 5 Jahren wurde eine aeusserst lange Mauer, die ihren Namen von dem Kaiser selbst erhaelt und somit "Hadrians Wall" genannt wird, durch jenen Teil Britanniens gezogen.
Lektion 62:
Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von jenen sprach zum Vater: Gib mir mein Vermögen, das mir zusteht. Und er verteilte das Vermögen an jene. Und wenige Tage später reiste der jüngere Sohn in weitentfernte Regionen; und dort vergeudete er sein Vermögen durch luxurioeses Leben. Und nachdem er alles verbraucht hatte, ist Hunger in jenes Gebiet gekommen, und dieser selbst hatte es nötig zu sammeln. Und er ging hin und hütete die Schweine irgendeines Bürgers jenen Gebietes. Und er begehrte, seinen Magen zu füllen mit Schoten, die die Säue fra§en; aber niemand gab sie jenem.
Aber er überlegte bei sich: Wie viele Tagelöhner im Haus meines Vaters besitzen Brot im Überfluss; aber ich komme hier vor Hunger um. Ich werde mich aufmachen(erheben) und werde zu meinem Vater gehen und werde zu diesem sagen: Vater, ich habe gesündigt; schon bin ich nicht mehr würdig als dein Sohn gerufen zu werden; mache mich zu einem von deinen Tagelšhnern!
Der Vater aber, als er jenen sah, ist von Mitleid bewegt worden und fiel um dessen Hals und küsste diesen. Und der Sohn sprach zu diesem: Vater, ich habe gesündigt; schon bin ich nicht mehr würdig als dein Sohn gerufen zu werden. Aber der Vater sprach zu seinen Sklaven: Bringt schnell das beste Gewand und zieht es jenem an und gebt den Ring an seine Hand! Und führt das gemästete Kalb her und tötet es! Lasst uns essen und speisen, weil dieser mein Sohn tot war und wieder lebendig geworden ist; er war umgekommen und ist gefunden worden! Und sie_____________.
Der ältere Sohn aber ärgerte sich darüber und sagte zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und ich überging niemals deine Aufträge; und niemals hast du mir einen jungen Ziegenbock gegeben, um mit meinen Freunden zu speisen. Aber nachdem dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Vermögen vergeudet hat, hast du jenes gemästetes junge Kalb getötet.
Und er selbst sprach zu jenem: Mein Sohn, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Aber es gehört(e) sich zu speisen und sich zu freuen, Du solltest fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war umgekommen und ist wiedergefunden.
Lektion 63:
Schon die alten Philosophen erörterten, aus welchen Elementen alles besteht; und sie fanden Wasser, Luft, Feuer und Erde. Die Epikureer aber sagten, dass alles zufällig aus unteilbaren Atomen entstanden ist. Ich freilich frage, wo jene kleine Teilchen sind und auf welche Weise die Welt aus jenen entstanden ist.
Wer sah jene jemals? Wer nahm sie wahr? Oder hatte allein Leukipp Augen, der der Urheber dieser Meinung war? Wie blind und dumm war jener, von dem wir wissen, dass er wagte albernes Zeug zu reden.
Ich werde versuchen, ob ich es erklären kann, warum er jenen zahllosen Teilchen den Namen Atome aufsetzte: Er behauptete, die Elemente seien so klein, dass sie weder gesehen, noch gefühlt oder geteilt werden können.
Unsere Überlegung aber ist es, sind dann etwa alle Bäume und Feldfrüchte in der Tat aus so beschaffenen Teilchen entstanden. Denn niemand dürfte wohl daran zweifeln, dass jede Sache einen eigenen Samen brauchte, um zu zeugen und zu wachsen; immer säten und kümmerten sich die Menschen um die Samen, um Getreide und Feldfrüchte zu ernten. Folglich können wir leicht erkennen, ob alles zufällig entstand oder durch göttliche Fürsorge und göttlichen Willen.
Lektion 64:
Der Kaiser Diokletian war es gewohnt Vieh zu opfern und in der Leber von diesen die Zukunft zu erforschen.
Einst nahmen gewisse Christen an einem so beschaffenen Opfer teil, sie machten auf ihrer Stirn ein Kreuzzeichen.
Nachdem auf diese Weise die Dämonen in die Flucht geschlagen worden waren, sind die Opfer durcheinander gebracht worden. Die zitterten Weissager opferten immer wieder, aber die gewohnten Zeichen erschienen in der Leber nicht. Immer wieder zeigten die geschlachteten Opfertiere nichts, bis ein gewisser Weissager verdacht schöpfte, dass die Opfer deswegen nicht antworteten, da gottlose Menschen am Gottesdienst teilnahmen. Sobald der Kaiser dies erkannte, befahl er von Zorn ergriffen nicht nur diese, die am Opfer teilgenommen hatten, sondern alle, die im Palast waren zu opfern. Weil ihm viel daran gelegen war, dass auch die Soldaten zu diesen schändlichen Opfern gezwungen werden, befahl er, dass gegen diese, die nicht gehorcht hatten mit Schlägen vorgegangen würde. Damals machte Diokletian zwar nichts weiter gegen das Gesetz oder die Religion des Gottes. Später aber ist er von denjenigen, die die Christen am meisten hassten angetrieben worden zur Verfolgung der Unsrigen. Ich erinnere mich gut daran, welche Verbrechen durch seinen Wahnsinn begangen worden sind.
Lektion 65:
Als ein gewisser Abt eines Tages überlegte, was nach diesem Leben sein würde, fing er unter anderem an über die Freuden des Paradieses nachzudenken. Er begriff aber nicht, wie die Heiligen so lange ohne Überdruss an einem Platz verweilen konnten. Plötzlich erschien jenem Mann, während er im Wald nahe der Abtei spazieren ging ein wunderschöner Vogel, durch dessen süßen Gesang er so erfreut wurde, dass er dort eine Zeit lang mit ihm spielend verweilte. Am Abend aber, als er zum Tor der Abtei zurückgekehrt war, fand er alles verändert vor, er kannte weder den Türsteher, noch konnte er selbst von einem anderen im Kloster erkannt werden. Über diese Sache verwirrt sagt er: Ich fordere, dass ihr die Tür für den Abt dieses Klosters, der nur zum Nachdenken in den Wald hinausgegangen ist, öffnet! Jene aber schauten in das Buch, in dem alle Namen der Aebte aufgeschrieben waren, weil sie sich wunderten; sie fanden heraus, dass 300 Jahre vergangen sind, seit jener Abt des Klosters war. Was also zeigt uns der Herr durch diese Geschichte? 1000 Jahre in der ewigen Glückseligkeit, ohne jeden Überdruss waren wie ein Tag, der vorüber gegangen ist; und es ist mehr, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen, als mit einem Vogel zu spielen.
Lektion 66:
Einst wohnte neben einer gewissen Gemeinde ein gewaltiger Drache, der oft das Volk, das sich gegen ihn bewaffnet hatte, in die Flucht geschlagen und mit seinem Hauch den Einwohnern Unheil gebracht hatte. So kam es, dass die Bürger diesem Untier täglich einen Menschen anboten, der durch das Los ausgewählt worden war; so erreichten sie, dass sie seine Raserei beruhigten.
Irgendwann aber geschah es unglücklicherweise, dass die einzige Tochter des Königs durch das Los für den Drachen bestimmt worden ist. Auf jede erdenkliche Weise wollte der König verhindern, dass die Tochter auf diese grausame Weise starb. Das Volk aber fürchtete, dass alle Bürger durch den Hauch des Drachens umkämen und gestattete dem König nicht, die Tochter zu retten. Unter vielen Tränen klagte der Vater, als er das Mädchen umarmte: Wehe mir, meine allerliebste Tochter, was soll ich nur tun? Wenn ich doch nur schon tot wäre! Darauf ist jene aus der Stadt gegangen.
Sobald der gesegnete Georg, der zufällig vorbeiging, diese sah, fragte er, was sie habe. Und jene: Guter Jüngling, flieh schnell, damit du nicht mit mir stirbst. Georg zu ihr: Fürchte dich nicht, Mädchen, weil ich dir im Namen Christi helfen werde! Ich werde solange nicht von hier weichen, bis du mir sagst, was du hast. Und jene: Guter Soldat, es genügt, wenn ich allein zugrunde gehe. Und du handelst unklug, wenn du mir hilfst. Sieh also zu, dass du nicht mit mir umkommst.! Aber sie hat Georg nicht überzeugt, zu fliehen.
Während sie so reden, ist plötzlich der Drache erschienen. Georg besteigt sofort sein Pferd und greift, während er sich mit dem Kreuz schützt und sich Gott anvertraut, mutig den Drachen an, der auf ihn zukommt. Es gelang ihm, die Bestie mit der Lanze schwer zu verwunden und auf die Erde niederzuwerfen. Dann führte er den Drachen in die Gemeinde und sagte den Bürgern: Fürchtet euch nicht; der Herr hat mich nämlich zu diesem geschickt, dass ich euch vom Drachen befreie! Glaubt an Christus, und ein jeder von euch möge getauft werden, und ich werde diesen Drachen töten.
So hat er den König und alle Bürger dazu bewegt, dass sie getauft wurden; den Drachen aber hat der gesegnete Georg mit dem Schwert getötet.
Lektion 67:
Heiliger Petrus, Führer der Apostel, leih mir deine Ohren (leih mir dein Gehör), deinem Knecht, dem du immer geholfen hast und den du aus der Hand derer, die mich hassen befreit hast. Du bist mein Zeuge, dass deine hl. röm. Kirche mich gegen meinen Willen zu ihrer Leitung zog; denn weder riss ich deinen Ort für den Ruhm der Welt an mich, noch freute es mich, dass ich zu deinem Thron aufgestiegen bin. Deswegen gehorcht mir, aufgrund deiner Gunst und nicht aufgrund meiner Werke das christliche Volk. Von Gott ist mir die Macht gegeben zu Binden und zu Lösen im Himmel und auf der Erde. Auf deine Gunst vertrauend mache ich alles für deine Macht und dein Ansehen. Deshalb spreche ich König Heinrich, der sich gegen deine Kirche mit unerhörtem Hochmut erhob, die Leitung des ganzen Reiches der Deutschen und der Italiener ab. Ich spreche alle Christen von der Fessel des Schwures/Eides, den sie gegeben haben frei; außerdem verbiete ich, dass irgendeiner diesem wie einem König diene. Denn es ist würdig, dass derjenige, welcher es gewagt hat die Ehre deiner Kirche zu schwächen, selbst Ehre verliert. Und weil er nicht gehorchen wollte und nicht zu Gott zurückkehrte, den er durch Verachtung meiner Mahnung verließ, binde ich diesen an die Fessel des Kirchenbannes.
Lektion 68:
In alten Zeiten betrachtete das Volk stehend Geschichten in Theateraufführungen. Später sind hölzerne Bühnen und Ränge konstruiert worden, sodass das Volk sitzend betrachten konnte. Schließlich beschloss Gnaeus Pompeius, dass Theater aus Stein zu bauen sind.
Philolaches, ein begabter junger Mann, ließ die werteste Sklavin frei; und er verprasste alles Vermögen in der Abwesenheit des Vaters durch ein Gastmahl. Ein schlauer Sklave täuschte einen alten Mann sobald er nach Hause zurückkehrte: Er sagte, dass ein schreckliches Monster im Haus sei und die Familie deswegen von zu Hause weggegangen wäre. Es kam ein nach Profit strebender Geldverleiher dazwischen, der für sich selbst Zinsen forderte. Der alte Mann ist wieder verspottet worden: Denn der Geldverleiher fordert das dem jungen Mann gegebene Vermögen zurück. Der alte Mann fragt: Weshalb und für welche Sache? Er antworte: Das Geld ist empfangen worden zur Verbesserung des Nachbarhauses. Der alte Mann schaut sich jenes Haus an und bemerkt, dass er verspottet wird. (Satz fehlt)
Am Anfang des Schauspiels pflegte der Darsteller, der die Maske des Prologsprechers trug, auf die Bühne zu treten und zu den Zuschauern zu sprechen. Der Prolog eines gewissen Schauspiels lehrt, mit wie großer Schwierigkeit die Schauspieler bisweilen bedrückt worden sind: Als dieses Schauspiel zum 1. Mal aufgeführt wurde, kam ein so großes Unglück dazwischen, sodass man nicht mehr zuschauen konnte. Die Zuschauer sind durch die Erwartung der Boxer und der Seiltänzer und zugleich durch das Zusammenkommen und das Getöse der Gefährten und das Geschrei der Frauen und Kinder so erregt worden, dass sie vor dem Ende das Theater verlassen haben.
Als das Schauspiel wiederum aufgeführt wurde, gefiel der 1. Akt den Zuschauern. Aber als dazwischen das Gerücht aufkam, dass es Gladiatorenkämpfe gäbe, lief das Volk zusammen, schrie und kämpfte sogar von den Plätzen aus. Niemand will die übrigen Akte des Schauspiels anschauen.
Lektion 69:
Die Gladiatoren benutzen beim Körpertraining große Disziplin. Die Übung ist nämlich nicht nützlich, wenn nicht die Mühe, mit der geübt wird, dieser sehr ähnlich ist; es ist sogar besser, wenn sie härter ist. Die Gladiatoren kämpfen zur Übung mit schweren Waffen. Der Lehrer hält jene länger unter Waffen, als sie von den Gegnern gehalten werden. Zwei Boxer und Ringer machen sogar drei Gegner mürbe, indem sie einem einzelnen mühelos Widerstand leisten.
Die Läufer durchlaufen, wenn sie über die Geschwindigkeit auf einer kurzen Strecke gemessen werden, diese Strecke zur Übung oft, die sie beim Wettkampf nur einmal durchlaufen.
Auf diese Weise vervielfältigt er absichtlich die Arbeit, die wir ausüben müssen, damit es einfacher wird (Teilsatz fehlt).
M.T.Cicero versuchte zu erklären, auf welche Weise die Gladiatoren solche Schmerzen mit so großer Tugend ertragen können: Die Macht der Tugend ist groß. Die Boxer seufzen nicht einmal, wenn sie mit Schlagriemen niedergeschlagen worden sind. Jener, der besser trainiert ist will lieber Schläge nehmen, als schändlich zu leben. Oft sehen wir, dass diese nichts lieber wollen, als den Herrn und das Volk zufrieden zu stellen. Welcher mittelmäßige Gladiator seufzte, welcher veränderte jemals seine Miene. Niemand von denen blieb ängstlich stehen, niemand unterlag einem Gegner mit Schande. Und wenn er besiegt worden ist: Wer von diesen nahm seinen Hals zurück, nachdem er befohlen hatte, den Todesstoß zu erhalten.
Lektion 70:
Ich glaube, dass nichts so gefährlich ist für die guten Sitten, als in irgendeinem Schauspiel zu sitzen; dann nämlich schleichen sich Fehler durch die Lust ein. Ich selbst meine auch, dass ich von grausamen und unmenschlichen Spielen zurückkehrte. Neulich geriet ich in eine Mittagsvorstellung, witzige Spiele erwartend, von der Augen erfreut werden.
Aber mit Schwert und Feuer wurde gekämpft; der Ausgang eines Kampfes war immer der Tod. Die Gladiatoren hatten nichts, was sie schütze; überall auf dem nackten Körper nahmen sie gegenseitige Hiebe auf. Dieser zwar, soweit ich weiß, zog wie die meisten andere Kämpfe vor. Am Morgen folglich wurden Menschen den Löwen und Bären zum Mittag vorgeworfen.
Aber viele müssen in der Arena kämpfen, weil sie sowohl Diebstähle begangen haben als auch Menschen umgebracht haben!
-Was also haben sie verdient? -Weil sie Verbrechen begangen haben, sind sie würdig aufgehängt zu werden! -Welchen Grund gibt es, dass du diesem schlechten zuschaust? -Die Menschen, die dem Tod entfliehen wollen werden niedergemetzelt und empfangen Schläge! Aus diesem Grund kann ich erkennen (letzter Satzteil fehlt!).
Lektion 75:
Dies war eine sehr lange Reise. Ich stimme dir zu. Und zwischendurch war es rau und schwierig. Felix sagt: Am Anfang unserer Reise sagte ich euch, dass diese Reise nicht gefährlich, aber mühsam werden würde. Was aber gehört zur Sache der Menschen und was habt ihr gesehen? Habe ich euch denn etwa mehr versprochen, als ich erfüllt habe? Ganz und gar nicht, Felix! Du warst ein guter Führer. Jener ganze Weg gefiel mir sehr gut und wir kennen die Römer bestens. Ich habe nicht geglaubt, dass die Einwohner so vieler Städte Europas so lange Zeit Latein gesprochen haben. Obwohl mir das Vokabel lernen zwischendurch lästig war, lernte ich dennoch viele Wörter fremder
Sprachen die vom lat. hergeleitet worden sind. Felix sagt: Ich freue mich sehr, dass du das gesagt hast. Durch welche Dinge, bitte, seid ihr besonders erfreut worden, die wir auf unserer Reise kennen gelernt haben? Mir haben die Tage, an denen wir in Mainz waren und Rinoldus den Händler gesehen haben am besten gefallen. An diesem Tag habe ich die Gelegenheit genutzt den schönen Mantel zu kaufen. Ich freilich bin vom Ausbruch des Vesuvs so bewegt worden, dass ich von Angst vor dem Tod befallen worden bin.Außer den übrigen Sachen halte ich in Erinnerung, auf welche Weise die Stadt Rom gegründet worden ist. Anchises war ein guter Seher, als er dem Sohn Äneas die Zukunft Roms zeigte. Erinnert ihr euch an diesen Tag, an dem wir auch mit lauter Stimme
Calvisus, diesen glatzköpfigen Senator verspottet haben? Ich bin mit großem Schmerz versehen worden, als wir die Geschichte über Orpheus und Eurydicae gelesen haben. Warum wandte jener die Augen zur Ehefrau, bevor er das Licht der Sonne sah? Ich bin heftig erschrocken, als wir hörten, dass Diokletian so viele Christen mit Grausamkeit unterdrückt und gequält hat. So viele Menschen sind für ihren Glauben gestorben. Besonders erinnere ich mich an einige berühmte Römer, wie zum Beispiel Cicero, Caesar, Augustus, Hadrian und Konstantin. Was, tatsächlich? Habt ihr die Utopie eines neuen Staates vergessen? Ich jedenfalls möchte in einem so beschaffenen Staat leben!
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