Latein Übersetzungen
  Lektion 41-50
 
Lektion 41

Vom Saulus zum Paulus

Wer weiss nicht, dass ich von Jugend an die Gesetze und Gepflogenheiten meines Volkes befolgt und das Leben der Pharisäer geführt habe? Stets nämlich trachtete ich danach, Weisheit und Gerechtigkeit hochzuhalten und Frevler zu bestrafen. Aus diesem Grund war ich auch wütend auf die, ich trachtete ihnen sogar nach dem Leben, deren Lehre die Juden eine Irrlehre nennen.
Ich jedenfalls hielt es für richtig, viel gegen den Namen des Jesus von Nazareth ins Werk zu setzen, und als ich in die Stadt Jerusalem kam, machte ich viele von den Heiligen (= den ersten Christen), die ich fassen konnte, zu Angeklagten und schloß sie in Kerkern ein; dort mußten sie großes Leid ertragen und kamen jämmerlich ums Leben. Wie sehr mich diese Sache nun beschämt und reut, dafür ist Gott mein Zeuge. Später begann ich, die Christen, um sie aufzuspüren und um sie verurteilen zu lassen, bis in andere Städte zu verfolgen, doch als ich nach Damaskus aufgebrochen war, sah ich, nicht viele Meilen von der Stadt entfernt am Mittag, wie mich und die, die mir folgen, auf der Straße vom Himmel Licht umstrahlte. Und als wir alle zu Boden gestürzt waren, hörte ich eine Stimme sprechen: "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?"
Verwundert über ein solches Wort fragte ich: "Herr, wer bist du?" Der Herr aber sprach: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch erhebe dich, denn ich werde dich zu meinem Diener machen!"
Seit dieser Zeit nenne ich mich Paulus und befolge Christi Lehre und werde niemals einen Sturz und jenen Tag vergessen, an dem Christus selbst mit mir gesprochen hat."

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V-Text

Christlicher Wiederspruch

1. Warum ist es allein den Christen durch die Richter nicht erlaubt, die Wahrheit (die wahre Lehre) auszusprechen?
2. Denn die(jenigen), die Christen geworden sind, beginnen zu hassen, was sie gewesen sind, und zu bekennen (sich zu dem zu bekennen), was sie haßten.
3. Wir Christen wollen lieber ergriffen, im Kerker (Gefängnis) eingesperrt und von den Richtern verurteilt werden, als von Gott abfallen.
4. „Warum", sagt jemand, „beklagt ihr euch, daß wir euch zürnen (auf euch wütend sind), daß wir euch verfolgen, bestrafen, wenn ihr doch leiden w o l l t, da ihr die lieben müßt, durch die ihr leidet?"
5. Allerdings wollen wir leiden, aber auf die Art (Weise), wie Soldaten den Krieg erleiden.
6. Denn keiner leidet gern.
7. Wir streiten für den christlichen Glauben, dem Sieg aber folgt der Ruhm, Gott zu gefallen (... der Gottgefälligkeit) und in Ewigkeit zu leben (... des ewigen Lebens).
8. Also siegen wir, indem wir sterben.

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E-Text

C: Warum haben wir nicht die Gewalt, die uns angetan worden ist, mit der Waffe abgewehrt (uns gegen die Gewalt ... nicht ... gewehrt), Nazarenus?
N: Wir Christen wenden keine Gewalt an, Coronatus, im Gegenteil: wir danken Gott, auch wenn uns Gewalt angetan worden ist (angetan wird). Wir werden weder jemanden verletzen noch (werden wir jemanden) töten, sondern einerseits gehört es sich, andererseits ist es nötig, daß wir gut sterben (wir sollten, ja müssen aufrecht sterben).
C: Glaubst du, daß wir sterben werden (müssen)?
N: Schon viele von uns sind gestorben, auch wir werden sterben. Doch laß uns Gott, unserem Herrn, der im Himmel wohnt, danken. Mit dem Märtyrertum gekrönt, (Da wir uns durch das Märtyrertum auszeichnen werden,) werden wir mit dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist durch alle Jahrhunderte der Jahrhunderte (bis in alle Ewigkeit) regieren. Amen.


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Übung 1

loquaris, loquebatur, loquetur, loquente, loquimini, loquere, locutus/ -a es, locuti/ -ae eratis, loqueremur, locuti/ -ae essent, loquimini, locutus/ -a sis/eris, locutum/-am esse, loqui.

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Übung 2

morari, mirari, misereri, moliri; versatus, veritus, conatus, hortatus, indignatus, arbitratus; pollicetur, largitur, oritur, irascitur, sequitur.

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Übung 3

peiora, minima, vestes, egentes, carnes, crebra, dedecora, fines, concilium, propri-um,frigora, tribus,fidele, libens, centuriam, perituram, optimam.

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Übung 4

vidit; vidisset; rogavit; moriaris; moreris; exposuit; interficit; dantur; servabo; loquitur; fecit; occidit; absumantur.

1. Der Heilige Georg kam eines Tages zu einem See, wo er ein gefesseltes Mädchen sah, das sehr weinte.
2. Als er das Mädchen sah, fragte er, warum es weinte.
3. Und jene sagte: „Guter Mann, besteige schnell dein Pferd und fliehe, damit du nicht mit mir sterben mußt!"
4. Georg sprach zu Ihr: „ Fürchte dich nicht, Tochter, sondern sage mir, warum du hier bist, während das ganze Volk zuschaut."
5. Da erklärte jene ihm die ganze Angelegenheit.
6. „Ein grausamer Drache lebt in diesem See, der alle tötet.
7. Durch ein hartes Los werden täglich je ein Sohn und eine Tochter dem Drachen gegeben, um seine Gewalt und seine Überfälle abzuwehren."
8. Da sagte Georg: „Fürchte dich nicht! Mit Christi Hilfe werde ich dich retten."
9. Während er dies sagte, hob der Drache seinen Kopf aus dem See.
10. Da bestieg Georg sein Pferd, griff den Drachen, der auf ihn losging, tapfer an, verwundete das Ungeheuer schwer und überwältigte es ganz.
11. Nachdem der König und das ganze Volk getauft waren, tötete der Heilige Georg den Drachen.


Lektion 42

Quo vadis?

Die meisten der Glaubensbrüder baten Petrus, er solle für sich sorgen und aus Rom weggehen; er aber erwiderte: Es gehört sich nicht für einen wahren Christen, das Leben so hoch zu schätzen, dass er, ohne an das Leiden unseres Herrn zu denken, vor dem Leiden flieht."
Sie aber flehten ihn unter vielen Tränen an und sprachen: "Sei unser eingedenk, Vater, und an den Teil der Jüngeren, die noch zu wenig Glaubensstärke haben. Ihnen allen liegt viel daran, dass du gesund bleibst. Daher begib dich auf die Flucht, damit du nicht umkommst!"
Auch die Gefängniswärter, die ihre Pflicht reute, ermahnten ihn sehr: "Herr, geh, wohin du willst, weil wir glauben, dass der Kaiser dich bereits vergessen hat. Doch jener höchst ungerechte Agrippa, dessen Frau du mit dem Verlangen nach einem keuschen Leben erfüllt hast, arbeitet aus Liebe zu seiner Frau und aus Hass gegen dich einzig darauf hin, dass du zum Tode verurteilt und hingerichtet wirst."
Als Petrus, ein Mann von höchstem Erbarmen, schließlich einsah, wie viel den Brüdern daran lag, dass er lebte, versprach er, sich in der nächsten Nacht früh genug auf den Weg zu machen.
"Keiner von euch", sprach er, "soll mit mir kommen, damit es nicht so aussieht, als wisse er von meiner Flucht!" Er ermahnte die Brüder, seiner zu gedenken und den Mut nicht sinken zu lassen; dann verließ er den Kerker.
Sobald er aber aus dem Stadttor getreten war, sah er, dass Christus ihm entgegenkam und fragte:
"Herr, wohin gehst du?" Der aber: "Ich komme nach Rom, damit ich zum zweiten Mal gekreuzigt werde, weil du pflichtvergessen fliehst." Sogleich kehrte Petrus nach Rom zurück, wo er wegen Majestätsbeleidigung verurteilt wurde und das Martyrium erlitt.

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V-Text

Untaten des Kaisers Nero
1. Bei dem Schriftsteller Sueton lesen wir, daß der Kaiser Nero (ein Mann) von gewaltiger Verschwendungssucht und Grausamkeit war.
2. Sehr viele Senatoren beraubte er ihrer Güter, einen Teil des Senats verurteilte er zum Tode und ließ er hinrichten.
3. Den Brand der Stadt Rom ließ er zu seinem Vergnügen legen, um ein Bild des Schauspiels zu sehen, wie einst das eroberte Troja gebrannt hatte.
4. Während die Häuser brannten, sang er, erfreut über die Schönheit des Feuers, wie er sagte, die Ilias.
5. Sehr war ihm daran gelegen, daß nach dem Brand niemand an die Überreste seiner Sachen herankam; denn alles, was das Feuer überlebt hatte (was nicht verbrannt war), ließ er selbst wegschaffen.
6. Die Ratschläge seines Lehrers Seneca, die er zuerst sehr geschätzt (hochgeschätzt) hatte, schätzte er später gering ein und ihn trieb er in den Tod:
7. Nero hat als erster in Rom die Christen verfolgt und ließ Petrus ans Kreuz schlagen, Paulus mit dem Schwert töten.

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E-Text

Seit meiner Jugend (Kindheit) habe ich das Leben der Pharisäer geführt. Es steht aber hinreichend fest, daß die Pharisäer Männer mit strengen Sitten und Gebräuchen sind, die sich ihr ganzes Leben um die Pflege der Gerechtigkeit bemühen (für die Gerechtigkeit einsetzen). Deshalb ist es Aufgabe eines wahren Pharisäers, Frevler (Menschen, die sich gegen die göttliche Gesetze vergehen,) zu bestrafen. So habe ich sehr eifrig (unerbittlich) diejenigen verfolgt, die der Lehre der Christen folgten (Anhänger der christlichen Lehre waren). Ihr Leben habe ich so gering geschätzt, daß ich niemanden von ihnen verschonte. Es liegt nämlich sehr im Interesse der Pharisäer, daß die Christen unterdrückt werden. Doch ich werde nicht jenes (wunderbare) Licht vergessen und mich immer an den Tag erinnern, an dem Christus persönlich mit (zu) mir gesprochen hat. Seit dieser Zeit (Seitdem) bin ich ein Diener Christi, und mir fehlt nicht (ich habe) die Hoffnung, Gnade für die Ungerechtigkeiten (das Unrecht, das ich getan habe,) zu erlangen.

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Übung 1

fide; comparatis; arboris; spem; comitum; silva, -is; veniens; iter; milia; optimum/-e..

1. Zur selben Zeit mühte sich Maximus aus Noricum, vom Glauben angetrieben, mitten im Winter zum seligen Severin in gewaltiger Kühnheit zu kommen, nachdem er sich einige Begleiter beschafft hatte, um Kleidung, die die Bürger gesammelt hatten, zum Nutzen von Gefangenen und Bedürftigen zu transportieren.
2. Also gelangten sie nach dem Aufbruch zu den Berggipfeln, wo die ganze Nacht der Schnee so fiel, daß sie, vom Wipfel (Dach) eines großen Baumes geborgen (umgeben), eine große Grube einschloß.
3. Als sie die Hoffnung auf ihr Leben schon aufgaben, sah der Anführer der Begleiter im Traum die Erscheinung des seligen Severin stehen und sagen:
4. „Fürchtet euch nicht; fahrt fort, womit ihr begonnen habt."
5. Plötzlich erschien ein riesiger Bär, aus den Wäldern kommend, um den Weg zu zeigen und zeigte über fast 200 Meilen den besten Weg.


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Übung 2

testis, consuetudinis,persequentis, casus,passus, loquendi, moriendi,passi, nefarii, locuti, tribuum, liberorum, pontificum.

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Übung 3

eius; crudelium ludorum; in illum locum; quo; clausis oculis; pugnae; totius populi; in corpore; illum vulneratum; crudeli voluptate; de turba; eorum.

1. Obwohl Alypius die Spiele verachtete, schleppten dennoch einige seiner Freunde und Mitschüler den heftig Widerstrebenden ins Amphitheater, den Ort grausamer Spiele.
2. Jener aber sprach: „Auch wenn ihr meinen Körper an jenen Ort geschleppt habt, werdet ihr meine Aufmerksamkeit und meine Augen nicht auf jene Spiele lenken können; so werde ich euch und jene überwinden."
3. Als man dorthin gekommen war, entbrannten alle in schrecklichem Vergnügen.
4. Jener verschloß die Augen und verbot seinem Geist, an solchen Untaten teilzunehmen.
5. Wenn er doch auch seine Ohren verschlossen hätte!
6. Denn in einer Phase des Kampfes, als das riesige Geschrei des ganzen Volkes nicht mehr überhört werden konnte, öffnete er, von Neugier besiegt, die Augen.
7. Und er wurde verletzt mit einer schwereren Wunde in seiner Seele als jener an seinem Körper, den er zu sehen wünschte.
8. Sobald er nämlich jenen Verwundeten gesehen hatte, ergriff ihn zugleich die Gier, und er wendete, sich nicht ab und erfreute sich am Verbrechen des Kampfes und wurde ergriffen vom grausamen Vergnügen.
9. Und er war nicht mehr jener, als der er gekommen war, sondern einer aus der Menge, zu der er gekommen war, und ein wahrer Genösse derer, von denen er mitgeschleppt worden war.
10. Was weiter? Er schaute, schrie, hatte Feuer gefangen.



Lektion 43

Was soll mit den Christen geschehen?

Gaius Plinius hatte, solange er die Provinz Bithynien leitete, die Gewohnheit, den Kaiser Trajan, der ihm besonders gewogen war, bei allen zweifelhaften Dingen um Rat zu fragen, was zu tun sei. Aus diesem Grund schrieb er, als ihm eine anonyme Liste vorgelegt wurde, die die Namen vieler Christen enthielt, dem Trajan etwa folgendes:
"An Untersuchungen gegen Christen habe ich nie teilgenommen; daher weiß ich nicht, was man ihnen vorwirft und was ich entweder zu bestrafen oder herauszufinden habe. Auch war ich nicht wenig im Zweifel, ob es irgendeinen Unterschied für die Altersstufen gibt oder ob kein Unterschied gemacht werden soll zwischen Kindern und Erwachsenen ("ob sich Zarte nicht von Stärkeren unterscheiden sollen"), ob man im Fall der Reue Verzeihung gewähren soll, ob es einem, der irgendwann ein Christ war, nicht Rettung bringt, dass er aufgehört hat, und ob die Zugehörigkeit selbst zu bestrafen ist oder die mit der Zugehörigkeit zusammenhängenden Schandtaten. Inzwischen folgte ich denen, die mir als Christen angezeigt wurden, an folgendes Verfahren: Ich fragte sie selber, ob sie Christen seien. Gaben sie es zu, fragte ich ein zweites und drittes Mal unter Androhung der Todesstrafe diejenigen, die bei ihrer Aussage blieben, ließ ich abführen. Ich hatte nämlich keinen Zweifel, dass, was immer es sein mochte, wozu sie sich bekannten, jedenfalls ihr Starrsinn bestraft werden müsse. Es gab andere von ähnlicher Verrücktheit, die ich, weil sie römische Bürger waren, zur Verschickung in die Hauptstadt vormerkte.
Die aber, bestritten, Christen entweder zu sein oder gewesen zu sein, und die deinem Bildnis ihre Verehrung erwiesen, glaubte ich freilassen zu dürfen."
Darauf antwortete der Kaiser folgendermaßen:
"Du hast bei der Untersuchung der Fälle derer, die dir als Christen angezeigt worden waren, das Verfahren befolgt, das du befolgen mußtest. Sie sollen nämlich nicht von den Behörden aufgespürt werden. Falls man sie anzeigt und beschuldigt, sind sie zu bestrafen, jedoch in der Weise, dass derjenige, der erklärt, kein Christ zu sein, und das dadurch nachweist, das er unseren Göttern opfert, Verzeihung erhält, mag er sich auch in der Vergangenheit verdächtig gemacht haben. Anonyme Anzeigen aber dürfen bei keinem Vorwurf einen Platz haben: Wenn wir nämlich die annähmen, würden wir schlechtesten Beispielen folgen."

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V-Text

Christliche Götterkritik
1. Man muß (es ist zu) fragen, ob es mehrere Götter gibt oder einen oder keinen.
2. Wenn aber Gott die Welt und alles, was in ihr ist, gemacht (geschaffen) hat, dann muß man die Existenz mehrerer Götter bestreiten (bestreiten, daß es mehrere Götter gibt).
3. Wir Christen jedenfalls müssen eine so große Schar (Menge) von Göttern ablehnen (vernachlässigen), von denen die Römer glauben, sie müßten verehrt werden (seien zu verehren).
4. Müßt nicht auch ihr bekennen (zugeben, gestehen), daß jene Schandtaten, die Jupiter, „der Beste und Größte" vollbracht hat, von der Würde (eines) Gottes weit entfernt sind (der Würde ... ganz fremd sind; ganz und gar nicht der Würde ... entsprechen)?
5. Im übrigen müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Hier statt Dativus auctoris zur Abgrenzung vom Dativobjekt der Abl. mit ab.)
6. Wir müssen das Gebot (die Vorschrift, Lehre) Christi be(ob)achten, der selbst gesagt hat: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!"
7. Gewiß müssen die Bürger (Abl. mit ab) dem Kaiser die rechtmäßigen Ehren erweisen.
8. Doch da der Kaiser auch selbst ein Mensch ist, darf er nicht wie ein Gott (gleichsam als Gott) verehrt werden.
9. Warum macht ihr uns daraus einen Vorwurf (daß wir den Kaiser nicht wie einen Gott verehren)?
10. Wenn ihr uns deswegen (dieser Sache wegen; wegen dieses Verhaltens) beschuldigt und verurteilt, dann werden wir unsere ganze Hoffnung auf Rettung allein auf Gott setzen müssen.

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E-Text

Petrus antwortete, als (ihn) sehr viele der Brüder (Gläubigen) baten, aus Rom wegzugehen: „Ich schätze mein Leben nicht als so wichtig ein, daß ich das Leiden unseres Herrn vergesse und vor der Passion fliehe." Doch jene (entgegneten): „Du mußt fliehen, Vater. Denke an den Teil der Jüngeren, die bis jetzt (noch) zu wenig Glaubensstärke haben! Gerade für sie ist es sehr wichtig, daß du gesund bist; deshalb mußt du dein Leben retten." Schließlich sah auch Petras ein, daß er das Gefängnis verlassen und sein Leben retten müsse.

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Übung 1

cruci, iuniori, casui, fidei, supplicio, implorato, implendo, maturo, proximis, reis, ministris, liberis, posteris.

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Übung 2

audiendum, vituperanda, patiendo, tangenda, persequendorum, deprehendendi, praedicandis, ulciscendi, incipiendum, educandi.

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Übung 3

1. Den Eltern muß man gehorchen. 2. Anstrengungen dürfen wir nicht aus dem Weg gehen (meiden). 3. Ich meine, daß die Gesetze von allen Bürgern beachtet werden müssen. 4. Gute Bräuche soll man bewahren. 5. Die Soldaten müssen dem Feldherrn gehorchen.

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Übung 4

mirandus; corrigendos; monendos oder monendum; audiendi; educandos; fugienda; petendam; vivendum; colendam; vituperandis.

1. Sokrates soll ein Mann von größter Weisheit gewesen sein und schien vielen Menschen bewundernswert.
2. Oft dachte er bei sich, daß die Sitten der Menschen verbessert werden müßten, oft verließ er das Haus, um die Menschen zu mahnen.
3. Daher kamen einige junge Männer, die Sokrates hören wollten (vom Verlangen, S. zu hören, getrieben), nach Athen.
4. Einige Väter übergaben auch ihre Söhne jenem zur Erziehung.
5. Er überzeugte besonders die Schüler, daß die Fehler zu meiden und die Tugend zu erstreben sei.
6. Er lehrte die Schüler, daß zum glücklichen Leben nicht viele Dinge nötig seien.
7. Zur selben Zeit aber verkündeten die Sophisten, daß Gerechtigkeit nicht (unbedingt) beachtet werden müsse.
8. Weil er über deren Lehre empört war, war Sokrates oft damit beschäftigt, die Sophisten zu kritisieren (tadeln).

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Übung 5

victum; deposita; allaturi; interfectos; coepit; interfectorum.

1. Zu derselben Zeit, als das Römerreich noch bestand, bekamen die Soldaten vieler Städte für die Bewachung des Limes ihren Unterhalt aus öffentlichen Mitteln.
2. Als diese Gewohnheit aufgegeben (abgelegt) worden war, wurden zugleich mit dem Limes auch die militärischen Einrichtungen zerstört, nur das Lager in Passau hielt noch stand.
3. Aus diesem brachen einige auf nach Italien, um den letzten Sold für ihre Kameraden zu holen.
4. Daß diese auf der Reise von Barbaren getötet wurden, wußte niemand.
5. Eines Tages also, als der heilige Severin in seiner Zelle las, fing er plötzlich laut an zu weinen.
6. Den Umstehenden befahl er, schnell zum Fluß zu laufen, und sofort wurde gemeldet, daß die Leichen der getöteten Soldaten durch die Strömung des Flusses an Land getrieben worden waren.



Lektion 44

Das Siegeszeichen

Im Jahr 312 n.Chr. hatte Maxentius aus Haß und Abneigung Konstantin den Krieg angesagt. Und obwohl er sich selbst innerhalb der Mauern aufhielt, weil er ein Orakel befragt ("gebraucht") und die Antwort erhalten hatte, er werde im Krieg umkommen, wenn er die Stadt verlasse, glaubte er sich vor Gefahr sicher und war voll guten Mutes, denn treue und geeignete Feldherrn, Männer von ausgezeichneter Kühnheit, führten die Sache für ihn.
Außerdem war sein Heer viel größer als die Truppen Konstantins.
Aber obwohl dieser an Zahl der Soldaten dem Maxentius nicht gleichkam, ließ er im Vertrauen auf göttliche Hilfe die Legionen näher an die Stadt heranrücken. Allerdings wußte er nicht, auf welchen von den Unsterblichen er seine Hoffnung setzen, von welchem er den Sieg erhoffen, welchem er Opfer geloben solle.
Doch an dem Tag, an dem vor fünf Jahren Maxentius die Herrschaft übernommen hatte, widerfuhr dem Konstantin etwas Wunderbares. Am Mittag, als er zufällig den Himmel betrachtete, sah er mit eigenen Augen ein Kreuz, das in hellem Licht erstrahlte, und dabei geschrieben folgende Worte: "Damit siege!" Diese Sache glaubte Konstantin nicht mißachten zu dürfen; daher ließ er sogleich die Schilde seiner Soldaten mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnen und zog gegen den Feind.
Schon stoßen die Heere in gleicher Front zusammen, schon wird mit höchster Kraft gekämpft, schon wenden sich die Feinde zur Flucht und suchen in raschestem Lauf die Stadt zu erreichen, als Maxentius, bedrängt von der Menge der Flüchtenden, von der Brücke gestoßen wird und in den Tiber stürzt.
Als der Krieg, der viel Blut gekostet hatte beendet war, wurde Konstantin unter höchster Freude des Senats und des römischen Volkes in Rom aufgenommen.

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V-Text

Die Mutter des Kaisers reist zu den frühen Stätten der Christenheit
1. Nachdem der Sieg errungen war, begann Kaiser Konstantin die Christen zu begünstigen (fördern).
2. Diese genossen (hatten) nun endlich die Freiheit, die sie lange entbehrt hatten (hatten entbehren müssen).
3. Auf Anregung Konstantins wandte sich seine Mutter der christlichen Religion zu.
4. Diese Frau, die den Namen Helena hatte, wurde mehrere Jahre später der Ehre wegen Augusta („die Erhabene") genannt.
5. Durch ihre Sitten (sittliches Verhalten) ausgezeichnet und durch das Vollbringen guter Werke war sie den Bürgern ein Vorbild (gab sie den Bürgern ein Vorbild).
6. Sie nutzte (verwendete) nämlich ihren Reichtum hauptsächlich zur Unterstützung armer und kranker Menschen.
7. Um Christus zu (ver-)ehren, brach sie nach Palästina auf (reiste sie nach P.) und besuchte die Stadt, die Jerusalem heißt.
8. Diese Stadt war, bevor sie unter der Führung von Titus im Jahre 70 n.Chr. erobert worden war, die Hauptstadt der Juden gewesen.
9. Nachdem die Stadt (Jerusalem) eingenommen war (Nach der Einnahme der Stadt), hatten die Römer mit frevelhafter Grausamkeit auch den hochheiligen Tempel verwüstet (hier Plusquamperfekt, weil vorzeitig zu Helenas Reise).
10. Damals aber suchte Helena im Vertrauen auf die Hilfe der Christen, die (dort) in der Nähe wohnten, hauptsächlich jene Orte auf, an denen Jesus gelebt hatte, ans Kreuz geschlagen und begraben worden war.
11. Die Christen hatten nämlich jene Orte, die sie als vom Blut des göttlichen Lehrers (Meisters) geheiligt verehrten, (schon gleich) zu Anfang gekennzeichnet und verehrten sie dann mit treuem Sinn (mit treuer Gesinnung, Anhänglichkeit, Hingebung) fortwährend durch die Jahrhunderte hindurch (pflegten ... zu verehren).
12. Auf dieser Reise soll Helena (der Überlieferung nach) auch das heilige Kreuz (an dem Jesus gekreuzigt worden war) gesucht und gefunden haben.

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E-Text

Aus einem Pliniusbrief entnehmen wir (wird für uns deutlich), wie unter Kaiser Trajan mit den Christen verfahren wurden. Die, die gesagt hatten (sagten), daß sie weder Christen seien noch gewesen seien, und durch ein Opfer gezeigt hatten (zeigten), daß sie die Götter der Römer verehrten, wurden freigelassen. Die aber, die unbeugsam (von heftigem Starrsinn) waren und sich zu ihrem Glauben bekannten (beharrten), wurden mit dem Tode bestraft. Zum ersten Mal waren die Christen unter Neros Herrschaft in Rom nicht frei von Furcht und Gefahr gewesen (hatten die Christen ... um ihr Leben fürchten müssen). Dieser hatte aus (einem gewissen) Wahnsinn heraus im Jahre 65 n. Chr. begonnen, sie zu verfolgen. In jener Zeit wurden die Christen viel grausamer bestraft als verbrecherische Menschen (Verbrecher).

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Übung 1

Z. 1 anno ... trecentesimo duodecimo; odio et invidia; 3 oraculo; bello; ex urbe; 4 a periculo; bonoque animo; 5 insigni audacia; pro eo; 6 multo; copiis; 7 numero; divino auxilio; 8 in quo; 9 a quo; 10 eo autem die; quo; quin-que annis; 11 meridie; suis oculis; 12 clara luce; hoc; 14 signo; 15 pari fronte; summa vi; 16 celerrimo cursu; multitudine; 17 ponte; 18 confecto bello; multo sanguine; summo cum gaudio.

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Übung 2

vico; nomine; somno; voce; saxum; imagine; dolo; loco; sacerdote; imagine.

1. In einem Dorf Deutschlands lebte ein Mann mit Namen Heinrich.
2. Als dieser dem Tode sehr nahe war, erblickte er im Traum einen schweren, glühenden Stein, der über ihm hing.
3. Durch diesen Traum heftig erschreckt, schrie er mit lauter Stimme: „Schau, ein Stein, der über meinem Kopf hängt, erschreckt mich sehr."
4. Dem herbeigerufenen Priester erzählte er von jenem Traumbild.
5. Da sagte jener: „Überlege, ob du jemandem ein Unglück zugefügt hast oder ob du jemanden durch List getäuscht hast."
6. Daraufhin dachte jener nach und sagte:
7. „Ich erinnere mich, daß ich einst einen Grenzstein, um meine Felder zu vergrößern, von seinem Platz verrückt habe."
8. Als der Priester antwortete „Das ist der Grund", beichtete jener seine Schuld und wurde so von jenem schrecklichen Traumbild befreit.

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Übung 3

aquila; vereri; ergo; contra; ait; exempla; s.p.d.; adulescens; repetitio = AVE CAESAR:



Lektion 45

Werke des Glaubens

Dies, so schrieb der heilige Benedikt, ein Mann von höchster Frömmigkeit und höchstem Ansehen, seien die Aufgaben der Mönche:
Gott den Herrn lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Tüchtigkeit, und dann den Nächsten wie sich selbst.
Alle Menschen ehren.
Arme und Bedürftige erquicken, den Nackten kleiden, den Schwachen besuchen, den Toten begraben, den Trauernden trösten.
Die Wahrheit mit Herz und Mund bekennen.
Nicht Böses mit Bösem vergelten.
Unrecht nicht tun, sondern, auch wenn es einem zugefügt wird, es geduldig ertragen.
Seine Feinde lieben.
Verfolgung leiden für die Gerechtigkeit.
Den Tag des Jüngsten Gerichts fürchten.
Den Tod täglich vor Augen haben.
Seinen Lebenswandel zu jeder Stunde überwachen.
Sich gewiss sein, dass Gott einen an jedem Ort sieht.
Nicht gern viel reden. Nichtige Worte nicht von sich geben. Nicht schwören.
Keinen Neid üben. Niemanden hassen.
Die Älteren verehren und die Jüngeren lieben.
In Christi Liebe für seine Feinde beten.
Sich mit einem Streitenden vor Sonnenuntergang versöhnen.
Seine vergangenen bösen Taten unter Tränen täglich im Gebet Gott bekennen.
Die Begierden des Fleisches nicht erfüllen. Den eigenen Willen hassen.
Den Weisungen des Abts in allem gehorchen, auch wenn er selbst, was ferne sei, sich anders verhält, im Gedanken an jenes Gebot des Herrn: "Was sie sagen, das tut, was sie aber tun, das tut nicht."";



Lektion 46

Herrscher des Abendlandes

Der Kaiser und der Kalif
Karl mehrte auch den Ruhm seiner Herrschaft dadurch, dass er bestimmte Könige und Völker sich in Freundschaft verband.
Mit Aaron, dem König der Perser, der mit Ausnahme Indiens fast das ganze Morgenland beherrschte, hatte er in der Freundschaft solche Eintracht, dass dieser seine Freundschaft der aller Könige und Fürsten, die auf der ganzen Welt waren, vorzog und meinte, er müsse allein jenen durch Ehre und Gaben verehren.
Als nämlich Abgesandte Karls, die er mit Geschenken zum Grab unseres Herrn gesandt hatte, zu ihm kamen und ihm den Wunsch ihres Herrn mitteilten, gestattete er nicht nur, dass geschah, was verlangt wurde, sondern trat ihnen auch jenen heiligen Ort ab. Und als die Gesandten heimkehrten, fügte er die Seinen hinzu und gab jenem neben Gewändern und Gewürzen und den übrigen Schätzen der östlichen Länder ungeheure Geschenke, nachdem er ihm vor ein paar Jahren auf seine Bitten hin den einzigen Elefanten, den er damals besaß, geschickt hatte.

...nur Schreiben fiel ihm schwer
Karl war von großer Beredsamkeit und konnte alles, was er wollte, auf das klarste ausdrücken. Und nicht mit seiner Muttersprache zufrieden, bemühte er sich auch darum, Fremdsprachen zu erlernen. Von diesen lernte er die lateinische so, dass er sie gewöhnlich ebenso geläufig sprach wie seine Muttersprache. Das Griechische aber konnte er besser verstehen als er es sprach. Die Freien Künste (d.h. die sieben klassischen Unterrichtsfächer) pflegte er mit großem Eifer und erwies ihren Lehrern große Ehren. Beim Erlernen der Grammatik hörte er den alten Petrus aus Pisa, in den übrigen Fächern hatte er Alkuin, ebenfalls einen Hilfsgeistlichen, einen Menschen von sächsischer Abkunft (einen Angelsachsen) aus England, einen hochgebildeten Mann, zum Lehren. Bei diesem verwandte er auf das Erlernen der Rhetorik und Dialektik, besonders aber der Astronomie, sehr viel Zeit und Mühe. Er versuchte auch zu schreiben und trug gewöhnlich Schreibtäfelchen bei sich, um, wenn er freie Zeit hatte, Buchstaben nachzumalen, doch dieses zu spät begonnene Unternehmen ging zu wenig voran.";



Lektion 47

Fortschritt ist keine Hexerei

Ich werde zunächst von erstaunlichen Werken der Kunst und der Natur berichten, um später deren Ursachen und Art zu erklären; bei diesen ist nichts Magisches im Spiel, dass es Nicht zeigt, wie jede Zauberkraft diesen Schöpfungen unterlegen und ihrer unwürdig ist.
Denn es können Geräte für die Seefahrt entwickelt werden, die keine Ruderer benötigen, so dass gewaltige Schiffe, während ein einziger Mann sie steuert, mit größerer Geschwindigkeit dahinfahren, als wenn sie voller Leute wären.
Desgleichen können Wagen so gebaut werden, dass sie ohne Zugtier mit unglaublichem Schwung bewegt werden.
Desgleichen können Fluggeräte so entwickelt werden, dass ein Mensch mitten im Gerät sitzt, der irgendeine Maschine bedient, mit deren Hilfe künstliche Flügel die Luft schlagen nach Art eines fliegenden Vogels.
Es können auch Geräte gebaut werden, um im Meer oder in Flüssen zu Fuß zu gehen; denn schon Alexander der Große hat diese benutzt, um die Geheimnisse des Meeres zu sehen.
Diese Dinge sind aber sowohl in den alten wie in unseren Zeiten geschaffen worden, abgesehen von dem Fluggerät, das ich nicht gesehen habe; ich kenne auch keinen Menschen, der es gesehen hätte.
Doch viel von der Au kann gemacht werden, wie zum Beispiel pfeilerlose Brücken über Flüsse und unerhörte Maschinen.";




Lektion 48

Praeceptor Germaniae

Ein strenger Lehrer
Ich hatte einen Lehrer, der ein ausgezeichneter Grammatiker war.
Er führte mich an die Grammatik heran, und er führte mich so, dass ich Satzbaupläne machte.
Er zwang mich, die Regeln des Satzbaus an zwanzig oder dreißig Vergilversen wiederzugeben. Nichts ließ er mich übergehen.
Wenn ich mich irrte, verabreichte er mir Schläge, aber doch mit der Zurückhaltung, die angebracht war.
So machte er mich zum Grammatiker. Er war ein sehr tüchtiger Mann und hatte mich lieb wie seinen Sohn, und ich ihn wie meinen Vater.
Ja, jener wurde von mir geliebt, obwohl er so streng war (diese Strenge zeigte/gebrauchte). Indes war es keine Strenge, sondern eine väterliche Züchtigung, die mich zur Gründlichkeit anhielt. Abends wurde ich gezwungen, mir die Regeln anzueignen, damit ich sie aufsagen konnte. Ihr seht, dass der Unterricht strenger war als er jetzt ist.

Literatur und Bildung
Es liegt nicht wenig daran, an welcher Art von Literatur sich die jungen Leute bilden, sowohl aus vielen anderen Gründen als ganz besonders deshalb, weil nichts wirksamer ist, die geistigen Fähigkeiten und den Charakter der Menschen zu verändern, als literarische Werke.
Denn fast stets ist ein jeder so, wie ihn sein Bildungsgang formt, und kein Werk der Literatur scheint mir gut außer denen, die guten Geistes sind.
Daher ist es besser, die Jugend an den besten Schriften zu bilden, denn den besten Charakter bringen die besten Bücher.
So bleibt also übrig, ihr jungen Männer, dass ihr euch etwas zutraut, wiewohl die Sache sich so verhält, dass schwierig ist, was schön ist. Trotzdem wird euer Fleiß mit der Schwierigkeit so fertig werden, dass ich hoffe, ihr werdet euch mit weitaus geringerer Anstrengung das Gute aneignen als das Schlechte.";



Lektion 49

"Ihr Heuchler!"

Das aber ist von allem das Widersinnigste: In beiden Lagern, in beiden Heeren funkelt das Kreuzeszeichen, in beiden feiert man Gottesdienste.
Ich möchte wissen, warum bei diesen Feiern ein Soldat das "Vater unser" betet.
Du hartherziger Mensch, du wagst Gott Vater zu nennen, der du deinem Bruder nach dem Leben trachtest?
"Geheiligt werde dein Name!" Auf welche Weise konnte der Name Gottes mehr entheiligt werden als durch derartige Aufruhr unter euch?
"Dein Reich komme!" So betest du, der du mit so viel Blut deine tyrannische Herrschaft festigst?
"Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden!"
Frieden will jener, und du rüstest zum Krieg?
"(Unser) Tägliches Brot" verlangst du vom gemeinsamen Vater, der du die Felder deines Bruders verwüstest und es lieber hast, dass sie auch für dich zugrunde gehen, als dass sie jenem nützen?
Mit welchem Gedanken aber wirst du sprechen: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!" - du, der du es eilig hast, deine Brüder umzubringen?
Du bittest darum, die Gefahr der Versuchung von dir abzuwenden, der du unter deiner Gefahr den Bruder in Gefahr bringst?
"Vom Bösen" willst du befreit werden, unter dessen Einwirkung du deinem Bruder das höchste Übel bereiten willst?";



Lektion 50

Mehr wert als Macht

Wenn ich oft bei mir die Taten unserer Ahnen und anderer Könige und Völker bedenke, scheinen mir die unseren nicht nur durch die Ausdehnung ihrer Herrschaft, sondern auch ihrer Sprache alle übrigen übertroffen zu haben.
Denn es steht zwar fest, dass die Perser, Meder, Assyrer und viele andere weit und breit Macht errungen und ihre Herrschaft lange behauptet haben.
Aber keine haben ihre Sprache so verbreitet, wie es die unseren taten, die fast über das ganze Abendland, den Norden und keinen geringen Teil Afrikas die lateinische Sprache gewissermaßen zur Königin machten und, was die Provinzen selbst angeht, sozusagen als bestes Saatgut zur Aussaat anboten.
Dieses Werk ist ohne Zweifel bei weitem rühmlicher als die Ausdehnung der Herrschaft selbst. Denn diejenigen, die ihre Macht mehren, ehrt man gewöhnlich hoch und nennt sie Herrscher.
Diejenigen aber, die den Menschen irgendwelche Wohltaten erwiesen haben, werden nicht mit menschlichem, sondern göttlichem Lobpreis ausgezeichnet, da sie nicht nur für den Ruhm ihrer eigenen Heimatstadt sorgen, sondern auch für den allgemeinen Nutzen und das Wohlergehen der Menschen.
Darum haben unsere Vorfahren durch ihre Kriegstaten die übrigen Menschen übertroffen, aber durch die Ausbreitung ihrer Sprache sich selbst.
Wird es etwa, wenn Ceres, weil sie das Getreide, Bacchus, weil er den Wein, Minerva, weil sie die Künste erfand, unter die Götter versetzt wurden, weniger gelten, die lateinische Sprache in der Welt verbreitet zu haben?";
 
 
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